Unsere Bundeskanzlerin ist bekannt dafür, daß ihr Entscheidungen unter Unsicherheit ein Greuel sind. Sie wartet ab – taktiert dabei noch nicht einmal, bis Entscheidungsthemen ihr natürliches Ende und damit eine beliebige Mehrheit gefunden haben. Dann schließt sie sich dieser Mehrheit nicht nur an, sondern versucht sich gleichsam als deren Sprecher. Dieses Verhalten, das man sich wohl nur als Politiker leisten kann, ist zwar offensichtlich, aber anscheinend nicht einmal peinlich.
Nun könnte sich das ständige Zaudern rächen, da sie sich in dieser Angelegenheit sehr eng mit dem Schicksal ihres Verteidigungsministers verbunden hat. Ihr wird klar geworden sein, daß sie sich gerade durch ihr Zögern in eine eindeutige lose-lose Situation (no-win situation) manövriert hat. Sie hat das Zeitfenster, in dem sie noch die Notbremse hätte erreichen können, tatenlos vorbeiziehen lassen. Alles was die Medien, die zurecht aufgebracht sind, jetzt noch an neuen Negativschlagzeilen hervorbringen, wirkt automatisch auch gegen sie. Trennt sie sich hingegen von dem Minister käme das einer persönlichen Bankrotterklärung gleich. Geht er, durch Druck oder auf Empfehlung von Parteifreunden, kann sie gleich hinterhergehen.
Ihr Verhalten und die Verlautbarungen anläßlich der Übergabe des offenen Briefes mit über zwanzigtausend Unterschriften aus dem akademischen Umfeld zeigen ihre Einstellung. Sie seziert die Person, trennt dabei Funktion und Persönlichkeit und reduziert den Verteidigungsminister auf die bloße Funktion. Persönliche Eignung und charakterliche Eigenschaften spielen offenbar keine Rolle. Das ist völlig untauglich und zeigt einen recht armseligen Anspruch, den sie an ihre Mitarbeiter/Minister hat.
Es bleibt zu hoffen, daß der gesamte Vorgang nun schnellstmöglich auf die richtige Weise beendet wird und der nächste Bundeskanzler ein redegewandter Geisteswissenschaftler sein wird.
rh2011-03-001