Wacom Bamboo Touch

Zur Entlastung der rechten Maushand war ich auf der Suche nach einem geeigneten Eingabegerät, das zusätzlich links der Tastatur positioniert, das Surfen im Internet und ähnliches unterstützen würde. Hierfür käme vermutlich nur ein separates Trackpad oder ein Trackball infrage. Das Angebot an Trackballs ist leider sehr übersichtlich. Hersteller wie Logitech, Kensington und zwei, drei weitere Spezialanbieter, zum Teil ohne Vertretung in Deutschland. Bei der alternativen Suche nach einem externen Touchpad stieß ich auf den Namen Wacom. Der größte Hersteller von Grafiktabletts seit über 25 Jahren. Das sollte ein Garant für Funktionalität und Praktikabilität sein. Wacom bietet gegenwärtig in seiner Serie Bamboo Geräte mit Touch und wahlweise kombinierter Pen Funktion an. Da ich nicht zeichnen möchte, bot sich das kleinste System der Familie an, das Wacom Bamboo Touch. Die Sensorfläche würde eine Größe von ca. 12 mal 8 Zentimetern haben und böte somit eine gute Relation zwischen vorhandener Fläche, Zeigergeschwindigkeit und -beschleunigung, um ein angenehmes, individuell abgestimmtes Arbeiten zu ermöglichen. Für den ungeduldigen Leser an dieser Stelle erklärt: Das Wacom Bamboo Touch enttäuschte auf ganzer Linie.

Wacom-Bamboo-Touch
Ruckelt auch mit ruhiger Hand

Die Verpackung des Geräts hätte genügend Stoff für einen eigenständigen Unboxing Clip gehabt. Das hatte dann allerdings die spätere Rückgabe des Teils auch etwas erschwert. Das USB-Kabel war hier mit 150 cm keinen Zentimeter zu lang. Die vier konfigurierbaren Tasten auf der schmaleren Kabelausgangseite hatten zwar einen guten Druckpunkt, waren aber in schwarzem Hochglanz (Klavierlack) ausgelegt. Am meisten enttäuschte die Sensorfläche selbst. Sie hatte die Haptik eines feinen, schwarzen, auf Resopal geklebten Blattes Papier. Benutzungsspuren darauf waren schon nach wenigen Tagen sichtbar.

Um einige Gestenfunktionen nutzen zu können, mußte die auf CD beigefügte Software installiert werden. Hier sollte sie auf Windows 7 Professional laufen. Die Installation von ca. 20 MB – hier wird wohl ein Softwarepaket für alle Tabelettarten genutzt – dauerte einige Minuten, danach landete man automatisch in dem eigentlich gut gedachten aber fehlerhaften Lernprogramm. Nach dessen Abbruch und der Beendigung der Installation mußte man zusätzlich feststellen, daß sich auch noch die Konfiguration des Acrobat Readers verstellt hatte! Ein Update des Wacom Treibers ist anzuraten. Im Zuge des Treiber-Downloads und einem kurzen flüchtigen Blick in das Bamboo Forum, ließ die Ahnung aufkommen, daß es sich bei der Fülle der Einträge vermutlich nicht ausschließlich um Danksagungen handeln würde

Nach dem Update, das auch die zuvor installierten Lernprogramme und Hilfen eigenständig wieder entfernte, gab die eigentliche Konfiguration keine Rätsel mehr auf. Benötigt wurden für die tägliche Arbeit die Gesten für horizontales und vertikales Scrollen und Tip-Ziehen. Bei jedem Neustart ist die Sensorik des Pads und auch die Tastenbelegung ohne Treiberunterstützung grundsätzlich rechtshändisch ausgelegt. Nach dem Login funktionierte in dieser Hinsicht jedoch alles wie es erwartet wurde. Unerwartet war aber, daß sich der Mauszeiger nicht ruckfrei und scheinbar auch nicht geradlinig über den Bildschirm bewegen ließ. So wurde das Anpeilen und Treffen insbesondere von Radiobuttons oder Checkboxen zum Geduldspiel. Dies hatte mit mangelnder Übung nichts mehr zu tun. Die Geste Tip-Ziehen funktionierte, zumindest mit linkshändischer Konfiguration, überhaupt nicht. Schlimmer war allerdings das Scrollen. Einige Applikationen wollten überhaupt nicht scrollen, weder vertikal noch horizontal. Firefox zum Beispiel ließ sich nur vertikal scrollen. Unangenehmer war die Situation im IE 9 (64-bit Edition). Hier wurden vertikale und horizontale Scrollbewegungen simultan ausgeführt. Das heißt, der Fensterinhalt bewegte sich dann bei dieser Zwei-Finger-Geste unweigerlich gleichzeitig, sowohl in X- und Y-Richtung. Dieser Effekt braucht nicht weiter kommentiert zu werden.

Sicher kann so ein Touch-Pad eine sinnvolle Unterstützung sein und eine wirksame Entlastung der dominanten Hand bewirken. Auch wenn die Feinmotorik der jeweils anderen Hand schwächer ausgebildet sein sollte, stellt ein Touch-Pad in dieser Hinsicht keine wirkliche Herausforderung dar. Um so enttäuschender ist es, daß ein renommiertes Unternehmen wie Wacom nicht einmal die Basisfunktionalität befriedigend darstellen kann. Ein vorheriger Blick in die Wacom Foren hätte rechtzeitig Warnung sein können. Dort sind, von Usern geschildert, all diese Unzulänglichkeiten nachzulesen.
rh2011-08-007