Am Montag war mir fast die Kaffeetasse aus der Hand gefallen. In der ganzen Nachrichtenvielfalt um den Tod des meist gesuchten Terroristen konnte man die Stimme von Frau Dr. Merkel mit folgendem Satz aus dem Radio hören: »Ich bin heute erst einmal hier, um zu sagen: Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten.«. Was war das jetzt gerade? Zunächst die Vermutung wieder einmal nicht richtig zugehört zu haben, wenn unsere sogenannte Bundeskanzlerin spricht. Aber dann die Bestätgung. Sie hat das genau so gesagt. Den Wortlaut der ganzen Pressekonferenz vom 2. Mai 2011 kann man auf den Internetseiten der Bundesregierung nachlesen. Zwei Fragen vorher sagte sie übrigens: »Für mich ist erst einmal das wichtige Zeichen, dass es gelungen ist, den Tod dieses Mannes herbeizuführen.«. Also handelte es sich wohl doch um eine gezielte Tötung.
Wie kann ein Mensch aus unserem Kulturkreis – ich zähle mal die ehemalige »DDR« dazu – Freude an dem Tod eines Menschen empfinden? Wie kann ein Mensch, der eines der höchsten Ämter dieser Republik bekleidet und einen Eid auf das Grundgesetz geleistet hat, öffentlich eine derartige Äußerung tun? Wie kann ein Mensch, der in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen ist, sich an dem Tod eines Menschen erfreuen?
Sicher ist der Grund für diese Äußerung zum Teil in ihrer allgemeinen sprachlichen Unbeholfenheit zu finden. Vielleicht wollte sie auch – aus Gründen der Verbundenheit – die Bilder aus New York verstärken, die völlig hysterische Menschen in ihrer Freude über den Toten zeigten. Bilder von Menschen in Wut oder Freude, die sich in ihrer Art übrigens nicht von denen aus der islamistischen Welt unterscheiden würden. Die Äußerung von Frau Dr. Merkel erhält aber noch eine andere Dimension, wenn man auch die Frage zur Antwort kennt: »Frau Bundeskanzlerin, dieser Erfolg, den Sie beschreiben, war offenkundig eine gezielte Tötung; vieles spricht dafür. Sollten auch deutsche Sicherheitskräfte in der Lage sein, auf diese Weise gegen Terrorhäupter vorzugehen?«. Hier hätte es einfach eines klaren Neins bedurft, mehr nicht. Stattdessen könnte man ihre Antwort als vielleicht auffassen.
Wenn man bedenkt, daß noch vor nicht allzu langer Zeit zum Beispiel Herr Dr. Schäuble Zivilflugzeuge über dem bundesdeutschen Himmel abschießen, die Bundeswehr im Innern aufmarschieren lassen wollte, und noch Vieles mehr, kann einen die Sorge beschleichen, daß demokratische und rechtsstaatliche Strukturen zunehmend ausfransen. Ich hoffe, daß die demokratischen Kräfte dieses Landes immer stark genug sein werden um korrigierend einzugreifen. Eine Bundeskanzlerin dieses Formats kann sich die Bundesrepublik jedenfalls nicht leisten.
rh2011-05-001