Zwar gehören wir zu den Mülltrennern der ersten Stunde, zumindest Papier und Glas betreffend, aber über die Stromverbräuche unserer Elektrogeräte hatten wir uns nie wirklich Gedanken gemacht. Das Thema Energiesparlampen haben wir zum Beispiel für uns so beantwortet, daß wir nur zweitrangige Positionslaternen, insbesondere im Außenbereich, mit diesen Sparleuchtmitteln ausgestattet haben. Für die wichtigen Leuchten im Innenbereich verfügen wir aber über eine kleine Glühbirnenreserve, die hoffentlich solange reicht, bis die Industrie wirklich brauchbare und – vor allem im entscheidenden Entsorgungsschritt – ungiftige Lampen anbieten kann. Da häufiges Ein- und Ausschalten für diese Energiesparlampen meist auch unverträglich ist, läßt man sie dann lieber gleich brennen.
Letztens kam die öffentliche Diskussion um die viel gescholtenen Wäschetrockner wieder auf. Für die Unkundigen: Wäschetrockner sind den Waschmaschinen nicht unähnlich, und halten sich auch meist in ihrer unmittelbaren Nähe auf; man darf sie auf keinen Fall mit Waschpulver befüllen, hierdurch würde man ein unbefriedigendes Trockenergebnis erzielen. In der Diskussion verstieg man sich sogar zu der Aussage, daß diese Geräte – als die wahren Stromfresser – verboten werden müßten. Das war der Anlaß den Stromverbrauch einiger unserer Elektrogeräte einmal nachzuprüfen.
Die Kilowattstunde Stromverbrauch kostet hier zur Zeit 20,3 EuroCent und die Einzelmessungen erstreckten sich pro Gerät jeweils über einen Zeitraum von sieben Tagen, um ein einigermaßen vernünftiges Meßergebnis zu erzielen. Zunächst war natürlich der Wäschetrockner, ein ca. 20 Jahre altes Miele-Gerät, an der Reihe. Dieses Teil verbraucht demnach Strom im Wert von ungefähr 100 Euro pro Jahr. Die neuwertige Waschmaschine zieht dagegen ca. 50 Euro Strom pro Jahr aus der Steckdose und damit genausoviel wie der neue Gefrierschrank. Im Vergleich dazu: Der aktuelle Office Desktop PC und 24-Zoll Monitor wird Strom für ungefähr 80 Euro pro Jahr verheizen.
In den gesamten variablen Stromkosten in Höhe von ca. 1.100 Euro pro Jahr ragt der Wäschetrockner zwar heraus, aber in einer Höhe, die keine überzogene Wäschetrockner Hysterie auslösen sollte.
Damit war das Thema Stromverbrauch eigentlich erledigt und das Meßgerät sollte gerade in den Tiefen irgendeiner Schublade verschwinden, um bei einer Aufräumaktion nach zehn Jahren oder dem nächsten Umzug endgültig entsorgt zu werden. Da fiel der Blick auf die Siebträger-Espressomaschine, die chromglänzend, heiß, manchmal auch leise knisternd in der Vormittagssonne auf den nächsten Kaffeebezug wartete. Dieses 20 Kilo Stück Schwermetall begleitet uns nun seit knapp fünfzehn Jahren, wird morgens früh ein- und abends wieder ausgeschaltet. Wenn es nicht gerade lautstark etwas tut sorgt es unauffällig durch periodisches Aufheizen des Boilers für stets heißes Wasser. Um es an dieser Stelle abzukürzen: Die Espressomaschine braucht bei einer täglichen Betriebszeit von ca. 15 Stunden Strom im Gegenwert von ungefähr 160 Euro pro Jahr. Das sind ca. 15 Prozent unseres jährlichen Gesamtverbrauchs.
Echte Freaks lassen ihre Siebträgermaschinen 24/7 laufen, weil sich innerhalb der ersten Stunde nach dem Einschalten nichts erzeugen läßt, was auch nur im entferntesten an Espresso erinnert. Dann wird man vermutlich die 200 Euro Marke Stromverbrauch ankratzen und ab dem neunten Jahr übersteigen die Stromkosten die Anschaffungskosten der Maschine. Ein Verbrauch, der sich in dieser Höhe realistisch nicht an anderer Stelle kompensieren läßt.
Und nun? Auf Espresso verzichten? Nein. Die Maschine durch einen Kaffeevollautomaten ersetzen? Niemals. Eine neue, sparsamere Siebträgermaschine anschaffen? Schau’n mer mal. Fazit? Manchmal muß man ganz genau hinsehen, um die Schattenseiten hinter dem Glanz zu entdecken.
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