Es ist noch nicht so lange her, da verweigerte der Bundespräsident Christian Wulff dem Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland anläßlich einer Konzertveranstaltung im Duisburger Landschaftspark das gemeinsame Gruppenfoto und ließ den OB sprichwörtlich im Regen stehen. Mehr noch, Wulff forderte Sauerland zwar indirekt aber öffentlich zum Rücktritt auf indem er von der Verpflichtung zur Übernahme der politischen Verantwortung sprach. Dies alles geschah vor dem Hintergrund der schrecklichen Ereignisse der Love Parade Katastrophe im Juli 2010. Sauerland ließ sich davon scheinbar nicht wirklich beeindrucken. Er klebte an seinem Sessel, wie Wulff etwas später auch.
In Duisburg ist seitdem nicht nichts passiert. Im Gegenteil, die Bevölkerung Duisburgs war sogar sehr aktiv. Sie nutzte sehr intelligent und mit unglaublicher Beharrlichkeit alle demokratischen Mittel aus, die schließlich zur Abwahl ihres OBs Sauerland führten. Der Stachel, den die Duisburger offensichtlich verspürt haben, muß sehr tief gesessen und geschmerzt haben. Sonst wäre die Freisetzung demokratischer Energie in dieser Form wohl nicht zu erklären. Sie haben damit Großes erreicht und es muß eine unermeßliche Genugtuung sein sowohl für die Duisburger aber vor allem auch für die überlebenden Opfer und die Angehörigen aller Verstorbenen. Sollte es eine Auszeichnung für vorbildliches Demokratieverhalten geben, so wäre die Duisburger Bevölkerung der erste Kandidat hierfür.
Bei dem Bundespräsidenten Wulff waren es die Medien, die ihn fast zeitgleich zum Duisburger OB zu Fall brachten. Medien, die ihre Rolle in einer funktionierenden Demokratie ebenfalls vorbildlich wahrgenommen haben. Einige sprechen von einer Medienhetze. Tatsächlich haben sie nur die Vorlagen genutzt, die ihnen geliefert wurden. Und der Bundespräsident Wulff hat fast ausschließlich nur Steilvorlagen geliefert. Ihnen, den Medien, gebührt also neben den Duisburgern ebenso eine Auszeichnung für vorbildliche und erfolgreiche Demokratiearbeit.
Menschen wie Sauerland und Wulff, die wichtige Ämter bekleiden, aber dann sowohl sachlich als auch persönlich so versagen, bis sie nur noch Abscheu auslösen, wird es immer geben. Eine funktionierende Demokratie kann solche Funktionsträger jedoch erfolgreich in ihre Schranken verweisen. Zwei eindrucksvolle Beweise konnten binnen Wochenfrist hierfür geliefert werden. Ob die handelnden Politiker auf allen Ebenen daraus lernen werden? Wahrscheinlich nicht, denn Geschichte wiederholt sich. Der Duisburger OB soll für seine Stadt jedenfalls einige wirtschaftlich erfolgreiche Projekte angestoßen haben. Aber was hinterläßt der nun zurückgetretene Bundespräsident außer der Karikatur eines raffgierigen Vorteilnehmers? Den Satz, der Islam gehöre zu Deutschland, hat er nie mit Inhalt füllen können und so landet er wie so vieles auf dem großen Haufen leerer Worthülsen.
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